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Kommentar: Vom Land der Häuslbauer zum Wohnungsboom

Kommentar von Alfred Kollar - Geschäftsführer der OSG:

Das Burgenland galt über Jahrzehnte hindurch als das klassische Land der Häuslbauer, in der Nachkriegszeit und den Jahrzehnten danach wurde eifrig gebaut – und dabei fast ausschließlich in die Errichtung von großzügigen Einfamilienhäusern mit noch großzügigeren Gärten investiert.

Rückblick
Der Wohnungsbau und daher auch der gemeinnützige Wohnungsbau spielte in den 50er und 60er Jahren eine untergeordnete Rolle, der Reihenhausbau gar keine. Ab etwa Mitte der 70er Jahre beginnend stieg die Anzahl von Wohnungsbauten doch merklich an, wobei es fast ausschließlich die Landeshauptstadt und die Bezirksvororte waren, in denen gebaut wurde.
Diese Entwicklung ist auch anhand des Ablaufes der OSG-Chronik genauso ablesbar: 1951 als Zusammenschluss von 16 Familien, die sich gegenseitig ihre Einfamilienhäuser bauten, in Oberwart entstanden; war bis in die 70er Jahre die genossenschaftlich ausgerichtete Errichtung von Einfamilienhäusern das Kerngeschäft des Unternehmens. Von Oberwart und Eisenstadt ausgehend wurde dann allerdings zunehmend der Bau von erschwinglichen Wohnungen in größere Orte, vor allem des Südburgenlandes, gebracht. So entstanden Wohnungen in Großpetersdorf, Pinkafeld, Rechnitz oder Stegersbach.
Mitte der 80er Jahre wurde dann auch – und zwar wieder in Oberwart – die 1. Reihenhausanlage der OSG gebaut. Mittlerweile ist der Bau von Reihen- und Doppelhäusern ein nicht mehr wegzudenkendes Geschäftsfeld der OSG geworden. Insbesondere im Nordburgenland und hier vor allem in den Bezirksvororten Mattersburg, Eisenstadt und Neusiedl am See, aber auch in größeren Gemeinden wie Neudörfl und Parndorf ist diese Art der Wohnversorgung ein wesentlicher Geschäftszweig geworden.

Durchbruch beim Wohnungsbau
Besonders bemerkenswert und einen wirklichen Durchbruch und Beginn des Umdenkens im Wohnen im Burgenland brachte dann der Einzug des Wohnungsbaus in die kleinen Dorfstrukturen. So entstand 1993 in Limbach, einem Ortsteil der Marktgemeinde Kukmirn im Südburgenland, mit gerade einmal knapp über 400 Einwohnern, eine Wohnhausanlage mit 14 Wohnungen, die allesamt bei Bezug vergeben waren und in der Folge als Vorbild für den Wohnbau im Dorf gegolten haben.
Kleine Ortschaften, mit einigen wenigen hundert Einwohnern, erkundigten sich nach der Möglichkeit Wohnungen in ihrem Dorf anbieten zu können. Wer hätte je gedacht, dass in Hasendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Tobaj im Bezirk Güssing, mit zu Beginn der OSG-Bautätigkeit im Jahr 2004 gezählten 51 Einwohnern jemals 20 OSG-Wohnungen entstehen würden – und dass diese Wohnungen immer auch vergeben sind. Mittlerweile wohnen in Hasendorf beinahe 100 Einwohner – die Bevölkerungsanzahl hat sich also knapp verdoppelt.
Die Entwicklung, die der Wohnungs- und Reihenhausbau vor allem in den letzten 2 Jahrzehnten genommen hat, kann mit Fug und Recht als rasant bezeichnet werden. Mittlerweile gibt es in 167 der 171 burgenländischen Gemeinden gemeinnützigen Wohnbau. Wir von der OSG dürfen dabei Partner von mittlerweile 152 Gemeinden sein.

Gemeinnützige immer beliebter
15.500 Wohneinheiten werden von der OSG verwaltet und knapp 35.000 Menschen wohnen in diesen Wohnungen und Reihenhäusern, also knapp jeder 8. Burgenländer bzw. jede 8. Burgenländerin. Und dieser Trend hält an – aktuell baut die OSG in 70 Gemeinden des Burgenlandes auf 140 Baustellen 1.440 Wohnungen und Reihenhäuser!
Auffallend dabei ist die ins Auge springende Zuwendung vom Einfamilienhausbau zum Wohnungs- und Reihenhausbau, auch an den Zahlen der Wohnbauförderung. Zuletzt, und zwar im Jahr 2018, wurden 886 Wohneinheiten vom Land Burgenland gefördert, davon 133 Einfamilienhäuser aber 753 Wohnungen und Reihenhäuser, also mehr als 85 %.

Nord- und Südburgenland
Und ohne den im Burgenland gerne diskutierten Nord-Süd-Konflikt wieder einmal heraufzubeschwören, ist es doch eine objektiv und emotionslos festzustellende Tatsache, dass in den 3 Nordbezirken Mattersburg, Eisenstadt und Neusiedl am See etwa 70% des OSG-Bauvolumens investiert wird und in den 4 restlichen Bezirken Oberpullendorf, Oberwart, Güssing und Jennersdorf nur 30% der gesamten Wohnbautätigkeit stattfindet. Der Begriff des erweiterten Speckgürtels von Wien ist in der Achse Eisenstadt, Neusiedl am See, Parndorf und Bruckneudorf angekommen, die Nähe zu Wien und die Arbeitsplätze in der Region haben in den letzten Jahren für eine enorme Nachfrage gesorgt – und das wird sich in den nächsten 15 Jahren nicht ändern.
So hat die OSG im Vorjahr in Eisenstadt bereits die 2.000 Wohnung übergeben, jeder 3. Eisenstädter/in wohnt damit in einer OSG-Wohnung oder einem Reihenhaus. Im Bezirk Neusiedl am See wird aktuell mehr in den mehrgeschossigen Wohnbau und Reihenhausbau investiert, als in den 4 Südbezirken zusammen. Dennoch betrachten wir von der OSG die Wohnbautätigkeit auch im Süden des Landes mit einer positiven Gesamtbeurteilung, wozu die Wohnprojekte v.a. in Oberwart, Pinkafeld, Stegersbach, Rudersdorf und Jennersdorf beitragen. Und eine besondere Rekordmarke scheint die OSG in Oberwart erreicht zu haben: Mehr als 1.500 Wohnungen und Reihenhäuser bedeuten, dass etwa 3.500 Einwohner dieser Stadt bei der OSG wohnen und das sind knapp 45%.
Von Seiten des Landes Burgenland wurden mit der Novelle des Wohnbauförderungsgesetzes im Vorjahr deutliche Akzente zur Attraktivierung des Einfamilienhausbaus gesetzt, deren Früchte der neu für Wohnbauförderungsfragen gekommene Landesrat Mag. Heinrich Dorner zuletzt bereits verkünden konnte.

Wohnungen weiter auf dem Vormarsch
Dies vermag wie wir aktuell erkennen, nichts daran zu ändern, dass die Nachfrage nach Wohnungen und Reihenhäusern, nach Start- und Seniorenwohnungen, nach Wohnprojekten im Grünen, aber vor allem auch nach Wohnungen im Zentrum ungebrochen ist. Zu den aktuell in Bau befindlichen Projekten hat die OSG weitere knapp 100 Bauvorhaben mit etwa 1.100 Wohneinheiten in Planung bzw. bereits in unmittelbarer Bauvorbereitung.
Der Burgenländer, ob in der Stadt oder im Dorf, ob als junger Mensch oder im Alter, ob alleinstehend oder mit Familie, wohnt mittlerweile gerne und selbstbewusst in einer Wohnung oder einem Reihenhaus.
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