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Psychologische Hilfe in herausfordernden Zeiten

Bei den gemeinnützigen Bauträgern sind derzeit, wie bei den meisten österreichischen Unternehmen, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause aus im Einsatz - im sogenannten Homeoffice. Doch die Umstellung, den Arbeitsalltag in den eigenen vier Wänden zu gestalten, ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Premiere. Denn die Zeit in Quarantäne bzw. Isolation ist kein verordneter Urlaub. Sie ist eine Herausforderung. Unabhängig von der familiären Situation kann die auferlegte Zeit daheim rasch zur Bewährungsprobe werden. Dieser Problematik ist man sich beim Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) durchaus bewusst, wie Michaela Langer, Generalsekretärin des Verbandes erläutert: „Gerade in den aktuell herausfordernden Zeiten müssen wir besonders auf unsere Psyche achten, denn häusliche Isolation und Quarantäne können uns massiv belasten, Ängste verstärken oder Konflikte hervorrufen. Aber: Die Psychologie kann wertvolle Tipps geben, wie man die derzeitige Situation trotzdem gut übersteht.“

BÖP-Generalsekretärin Michaela Langer ©BÖP

Aus aktuellem Anlass hat sich der BÖP daher mit diesem Thema auseinandergesetzt und ein kompaktes Informationsblatt zur Verfügung gestellt. Darin werden wertvolle Tipps zur Selbsthilfe in dieser Ausnahmesituation gegeben. Hier eine kurze Übersicht über die wichtigsten Punkte, die Betroffene aus Expertensicht beachten sollten:

Strukturieren, aktivieren und kommunizieren

Zu den allgemeinen Tipps, um diese herausfordernde Zeit zu meistern, zählt die Einhaltung bekannter Tagesstrukturen – beispielsweise aufstehen, sich anziehen und die üblichen Arbeitszeiten einhalten. Auch der Pflege sozialer Kontakte, zum Beispiel mittels Videotelefonie, kommt eine starke Bedeutung zu. Die eigenen Fähigkeiten, Talente und Stärken sind eine weitere, wichtige Kraftquelle, die sich gut aktivieren lassen.

Maßnahmen gegen Ängste und große Sorgen

Außergewöhnlichen Zeiten können zu neuen Belastungen und ungewohnten Emotionen führen. Sich an diese neuen Umstände und Herausforderungen zu gewöhnen, erfordert Zeit. Daher sollten beispielsweise auch der Medienkonsum und das Grübeln beschränkt werden. Gefühle bewusst wahrnehmen und offen darüber reden, empfiehlt der BÖP.

Maßnahmen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen

Isolation ist eine Belastung. Das oberste Ziel in der Isolation ist daher, diese Zeit möglichst stressfrei zu bewältigen. Die Isolation ist nicht dazu da, die Familie besser zu machen. Die Erziehung der Kinder oder die Konfliktbewältigung mit der Partnerin oder dem Partner sollten in dieser Zeit nicht im Fokus stehen.

Maßnahmen gegen das Auftreten von Konflikten

Auf engen räumlichen Verhältnissen entsteht sogenannter „Dichtestress“. Ebenso können Familien- oder Partnerschafts-Konflikte durch die ungewohnt lange, gemeinsam verbrachte Zeit entstehen. All dies kann sich in Streit bis hin zu Gewalthandlungen entladen.

Maßnahmen gegen Langeweile

Der Arbeit nicht nachgehen zu können oder auf Freizeitbeschäftigungen verzichten zu müssen, kann plötzlich ungewöhnlich viel Zeit bringen. Hier ist es wichtig, dennoch eine Tagesstruktur zu schaffen und auch einzuhalten. Die zusätzliche Zeit lässt sich gut nutzen, um kleine „Projekte“ zu starten, die bislang vielleicht aufgeschoben wurden. 

Maßnahmen gegen Gewalt

Räumliche Enge, fehlende Rückzugsmöglichkeiten und der Mangel an Intimität können zu Aggression und Gewalt führen. Gewalt kann viele Formen haben – daher ist es entscheidend, einer Eskalation von Situationen aktiv und bewusst entgegenzusteuern. Mit Angeboten wie dem Krisentelefon oder der BÖP-Helpline (01/504 8000) stehen auch professionelle Hilfsangebote zur Verfügung.

Hier der Link zum Informationsblatt des Berufsverbands Österreichischer Psychologinnen: COVID-19: Wie Sie häusliche Isolation und Quarantäne gut überstehen

Über den BÖP

Der in Wien ansässige Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) vertritt seit über 60 Jahren die beruflichen Interessen von Psychologinnen und Psychologen in Österreich. Mit über 5.700 Mitgliedern und 100 ehrenamtlich tätigen Funktionärinnen und Funktionären ist der BÖP ein wichtiger Partner in der österreichischen Gesundheits- und Soziallandschaft.

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