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Die Wohnbau-Reportage über die Gemeinnützigkeit 2017

Die Gemeinnützigen als Mietpreisdämpfer
„Heute ist zu wenig Wohnraum da. Der freie Markt schafft Wohnungen in viel größerem Ausmaß wie früher. Aber das zu einem Preis, der für junge Leute nicht leistbar ist.“, stellt Bernd Rießland, Geschäftsführer der EGW– (Erste gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Heimstätte) zu Beginn der Reportage fest. Dies ist auch der Grund warum das Thema Wohnen in Österreich zum medialen Dauerbrenner und nicht zuletzt zum Wahlkampfthema geworden ist. Die Zahlen belegen die sich zuspitzende Situation – insbesondere in den Ballungszentren. Wie die ORF-Sendung ECO berichtet, wächst Wien derzeit jährlich um etwa 20.000 Menschen. Damit ist der Umfang des Zuwachses in die Bundeshauptstadt so groß, wie die der Einwohnerzahl von Krems. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass die Mieten in den letzten fünf Jahren um 14% gestiegen sind. Damit ist Nichts so viel teurer geworden wie Wohnen.

Die Leiterin des Wohnwirtschaftlichen Referats des GBV, Frau Eva Bauer, bringt die Bedeutung der Gemeinnützigen als Mietpreisdämpfer dabei auf den Punkt: „Bei neu errichten Mietwohnungen - also die in den letzten fünf Jahren errichtet worden sind – liegt die Miete bei Gemeinnützigen um mehr als 100 Euro unter jenen der Privaten, bietet aber um 13m² mehr Wohnraum.“ Diese Aussage bestätigt auch der direkte Vergleich einer gemeinnützigen Mietwohnung mit einer gleichwertigen Wohnungen am freien Markt:

Vergleich Gemeinnützige Mietwohnung & Freier Markt (Grafik: ORF ECO)

Den kostendämpfenden Effekt der Gemeinnützigen hebt auch Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien hervor: „Es geht darum, dass die Gemeinnützige Bauvereinigung zu Selbstkosten errichtet. (…) Die Erträge, die sie erzielt, müssen in neue Bauvorhaben reinvestiert werden. Das führt dazu, dass in diesem Sektor deutlich günstiger gewohnt werden kann als in anderen Formen des Wohnungsbaus.“

GBV-Obmann Karl Wurm plädiert für soziale Durchmischung
Für die Gemeinnützigen Bauträger sind ein Nebeneinander von Jung und Alt, sowie eine soziale Durchmischung essentiell. „Ich hab überhaupt nichts am Hut mit einer Wohnungspolitik die da heißt: nur die Einkommensschwächsten dürfen gefördert werden. Das ist das ein circulus vitiosus.“, betont Verbandsobmann Karl Wurm mit Nachdruck. Um den Teufelskreislauf zu vermeiden, dürfe man nicht nur ärmere Gesellschaftsschichten in einem Wohnbau unterbringen, sondern eine möglichst breite Bevölkerungsschicht. Dies ist ein bedeutender gesellschaftlicher Aspekt des sozialen Wohnbaus. Karl Wurm verweist dabei auf Städte wie Paris, die durch ein Fehlen einer sozialen Durchmischung international zu einem abschreckenden Beispiel geworden sind, während etwa Wien hier eine Vorreiterrolle einnimmt.

Der Traum vom Eigenheim
Eine ganz andere Situation als in den Ballungsräumen zeichnet sich dabei im ländlichen Raum ab. Der Traum vom Eigenheim ist in vielen Bundesländern schon alleine aufgrund der Grundstückskosten insbesondere für junge Leute unerschwinglich geworden. Der Wohnbauexperte Wolfang Amann sieht etwa in Regionen in Niederösterreich oder im Burgenland weiterhin eine dominante Rolle bei Eigenheimen. Nach wie vor werden dort 50-60% der Neubauten als Eigenheime errichtet. Ganz anders sieht die Situation jedoch in Vorarlberg, Salzburg oder Tirol aus. Dort sind Eigenheime für viele nur mehr dort möglich, wo ein Grundstück geerbt wird. Welche Bedeutung die Gemeinnützigen auch beim Hausbau haben, zeigt der Lokalaugenschein des ORF in Mautern bei Krems (NÖ). Dort sorgt die GEDESAG durch effiziente Bebauung für mehr Wohnraum. GEDESAG Vorstand und Vizeobmann der GBV Alfred Graf rechnet vor: „Hier zum Beispiel brauchen die Bewohner knapp unter 20.000 Euro an Finanzierungsbeitrag. Die Reihenhäuser haben ca. 105m an Wohnnutzfläche und sind monatlich bei etwa 930 Euro inkl. Betriebskosten und MwSt. Etwas was sich sicher auch relativ viele in Niederösterreich leisten können und so ihren Traum vom Eigeneheim verwirklichen.“