Zum Hauptinhalt springen

Baukosten: Ende der Fahnenstange

Eines der größten Problemfelder für leistbares Wohnen sind die Baukosten. Es ist fraglich, wie lange die aktuell notwendige hohe Bauleistung der gemeinnützigen Bauträger so noch erbracht werden kann. Denn der Baukosten-Anstieg bringt den geförderten Wohnbau immer mehr unter Druck. Die Baupreise haben seit Anfang 2014 gegenüber der allgemeinen Preisentwicklung gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) angezogen. Vor dem Hintergrund einer steigenden Nachfrage nach Bauleistungen ist seit dem Jahr 2016 eine besonders starke Auseinanderentwicklung zu beobachten. Im 4. Quartal 2017 betrug die Jahressteigerung der Baupreise 3,2 % gegenüber jener des VPI mit 2,2 %.

„Bei detaillierter Betrachtung lasse sich klar erkennen, dass besonders bei jenen Gewerken, die viel „Technik“ in die Gebäude bringen, wie z.B. Heizung und Lüftung, Elektro- und Gasinstallationen, die Preise besonders kräftig angezogen hätten“, so Verbandsobmann Prof. Karl Wurm. „Wir kommen damit speziell bei den am meisten nachgefragten Mietwohnungen in den Ballungsräumen zu Baukosten, die derzeit in der Wohnbauförderung kaum unterzubringen sind. Daraus ergeben sich Wohnkosten, die weit am Budget der Wohnungssuchenden, besonders der Jungfamilien, vorbeigehen“, analysiert Karl Wurm.

Ähnlich sieht dies Verbandsobmann-Stellvertreter Ing. Alfred Graf: „In den letzten 10 Jahren ist die technische Ausstattung der Wohnungen durch Lüftungsanlagen bzw. alternative Energiesysteme permanent gestiegen, sodass der Haustechnikbereich mittlerweile etwa 15% der Herstellungskosten umfasst.“ Erschwerend kommt hinzu, dass sich unabhängig von klimarelevanten Rahmenbedingungen aufgrund der Umweltgesetze die Elektrikerkosten ebenfalls überdurchschnittlich stark erhöht haben. Eine Lösung sieht Graf darin, zwischen sozialem Wohnbau und Einfamilienhäusern zu unterscheiden, um eine vernünftige „Mindestausstattung von Wohnungen“ zu definieren.

Dir Ewald Kirschner von der GESIBA kommt zu einem ähnlichen Schluss. Auch für ihn sind die Kosten im Bereich Haustechnik ein großes Problem: „Aufgrund eines jüngst vergebenen Bauauftrags mit einem Bauvolumen von ca. 26 Mio. Euro mussten wir wieder feststellen, wie schwierig es ist, Projekte im leistbaren bzw. im förderbaren Wohnbau umzusetzen. Weiter steigende Baukosten, insbesondere auch die Verfügbarkeit von Professionisten, im Besonderen in der Haustechnik, sind nach wie vor ein sehr großes Problem.“

Auch Dipl. Ing. Herwig Pernsteiner von der ISG sieht Handlungsbedarf: „In diesen Monaten werden uns die klassischen Modelle der Betriebswirtschaft wieder vor Augen geführt. Angebot und Nachfrage regeln – wie wir wissen – den Preis. Und in dieser, von Hochkonjunktur geprägten Phase mit intensiver Nachfrage gibt es daher nur eine Richtung. Des einen Freud, des andere Leid. Wir und unsere Kunden sind die Leid tragenden. Gerade auch deswegen, weil durch Innovationen und Einsparungen bei den schon reduzierten Anforderungen der Objekte keine Optimierungen mehr stattfinden können.“   

Die Erfüllung einer steigenden Zahl von Normen und Auflagen trägt ebenfalls zu Kostensteigerungen bei. Es sind zu viele, sie sind zu komplex oder zu detailliert so der Tenor. „Wenn wir bei den Baukosten gegensteuern wollen, dann könne das nur über das längst fällige Eindämmen der kostenintensiven Auflagen bei den bautechnischen und energetischen Standards. Nicht jede geförderte Wohnung brauche das volle Programm“, so GBV-Obmann Wurm. Eine Entrümpelung, wie es in den Programmen von Bundesregierung und vielen Landesregierungen steht, bzw. eine Anpassung der Normen an verschiedene Wohnformen ist höchst an der Zeit.