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Wenn Wohnungslosigkeit unsichtbar ist: Housing First hilft

Unter der Koordination der BAWO, Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, entstand so eine Allianz mit gemeinnützigen Bauträgern, die per Housing First Ansatz Wohnungslosigkeit nachhaltig beenden kann. Wie die Erfahrung zeigt, hilft Housing First besonders Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit.


Alle wichtigen Zahlen, Daten und Fakten housing first österreich gibt es hier zum Nachlesen. Dieser Artikel wird auf einige Hintergründe ein dieses Projektes eingehen:

  • Wem kommt housing first österreich zugute?
  • Was bedeutet verdeckte Wohnungslosigkeit?
  • Und warum ist gerade Housing First die Antwort auf diese schwierigen Lebenslagen?

Um diese Fragen zu beantworten, hilft ein kurzer Blick auf drei Geschichten aus „zuhause ankommen“ – und die dahinterliegenden Zahlen.


Auch das ist Wohnungslosigkeit
Frau B. ist Mutter eines kleinen Sohns. Sie lebte in einer problembelasteten Ehe – ständiger Streit, Bevormundung, Aggressionen und finanzielle Abhängigkeit prägten die Beziehung. Aus dieser Abhängigkeit sah Frau B. lange keinen Ausweg, denn für die eigene Wohnung fehlte das Geld. Trotzdem: Als die Situation untragbar wurde, zog Frau B. mit ihrem Sohn aus. Bekannte nahmen die beiden kurzfristig auf.


Auch Frau D. ist eine junge Mutter. Nach Ende der Beziehung mit dem Vater des Kindes, konnte Frau D. sich die gemeinsame Wohnung nicht mehr leisten. Sie und ihre Tochter kamen im Elternhaus unter. Doch auch dort war die Situation angespannt: Frau D.s Mutter kümmert sich im Haus um den demenzkranken Großvater. Dass er sich plötzlich mit einem kleinen Kind die Wohnung teilen musste, brachte den älteren Herren durcheinander. Doch Frau D. findet in ihrer Umgebung keine leistbare Wohnung.


Frau M. arbeitete als Reinigungskraft. Dass ihr Arbeitgeber sie weder angemeldet noch versichert hatte, erfuhr die sie erst nach einem Arbeitsunfall. Die Entschädigungszahlungen reichten nicht zum Leben. Die chronischen Folgen des Unfalls verwehrten ihr den Wiedereinstieg am Arbeitsmarkt. Als ihr Mietvertag wegen einer Gebäudesanierung nicht verlängert wurde, fand Frau M. keine neue leistbare Wohnung. Sie kam in Notquartieren unter.

Verdeckte Wohnungslosigkeit betrifft häufig Frauen
Alle drei Frauen leben heute wieder in ihrer eigenen Wohnung – dank Housing First. Ihre Geschichten zeigen uns: Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist mehr, als das immer noch häufig vorherrschende Bild vermuten lässt. In Österreich sind 20.000 Menschen als obdach- oder wohnungslos registriert. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Viele mehr leben in sogenannter verdeckter Wohnungslosigkeit.


Verdeckt wohnungslose Menschen sind im System unsichtbar. Sie leben wie Frau B. in Abhängigkeitsbeziehungen, aus denen es keinen Ausweg gibt. Oder sie leben wie Frau D. bei Freund:innen und Verwandten in prekären, oft überbelegten Wohnsituationen. Aus Scham über die eigene Situation suchen viele, wie im Fall von Frau M., erst spät nach Unterstützung.


Besonders Frauen sind von verdeckter Wohnungslosigkeit betroffen. Zahlen aus dem Projekt „zuhause ankommen“ belegen das: Laut Statistik Austria sind fast 70% der registriert wohnungslosen Menschen Männer. Bei „zuhause ankommen“ ist das Verhältnis beinahe umgekehrt: 63% der erwachsenen Mieter:innen sind Frauen!


Selbstbestimmt wohnen dank Housing First
Woher kommt diese Diskrepanz? Es ist davon auszugehen, dass der Housing First Ansatz Frauen in verdeckter Wohnungslosigkeit besonders anspricht. Housing First bietet einen direkten Zugang zur leistbaren Wohnung. Die Wohnungstüre hinter sich Zusperren zu können heißt, endlich lang ersehnte Sicherheit und Privatsphäre genießen zu können. Es eröffnet die Möglichkeit, das eigene Leben selbstbestimmt zu gestalten. Und wenn es noch Unterstützung braucht, gibt es diese durch Sozialarbeiter:innen ganz nach dem eigenen Bedarf.


Auch hier zeugen die Zahlen vom Erfolg des Ansatzes: 96% der in „zuhause ankommen“ unterschriebenen Mietverhältnisse sind weiterhin aufrecht.


Obdach- und Wohnungslosigkeit betrifft Menschen in unterschiedlichsten Situationen. Für die meisten ist die eigene Wohnung aber der Ausgangspunkt für ein Leben in Würde, Sicherheit und Stabilität. Mit dem Housing First Ansatz können wir alle wohnungslosen Menschen unterstützen – besonders auch jene, die bisher weniger sichtbar waren.


Damit das funktioniert, müssen leistbare Wohnungen zur Verfügung stehen. Im Projekt housing first österreich machen wir nun unsere Allianz zwischen Sozialorganisationen und gemeinnützigen Bauträgern zukunftsfest. Wir freuen uns auf eine Zusammenarbeit im Sinne jener Menschen, die unsere gemeinsame Wirkung am Dringendsten brauchen!

Mehr Infos zum Projekt alle regionalen Projektpartner gibt’s unter bawo.at/housingfirst

Infobox zu housing first österreich – zuhause ankommen
1.080 Menschen werden in eine leistbare Wohnung vermittelt und begleitet.
512 Wohnungen werden dafür bezogen.
Über 25 Sozialorganisationen aus ganz Österreich sind am Projekt beteiligt.
Über 70 gemeinnützige Bauträger stellen seit dem Vorgängerprojekt „zuhause ankommen“ Wohnungen zur Verfügung.
housing first österreich wird im Burgenland, in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark und in Wien operativ umgesetzt. Tirol und Vorarlberg sind als strategische Partner beteiligt.
housing first österreich wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz mit € 6,6 Mio. finanziert.
Das Projekt läuft ab sofort bis 30. September 2024.