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Landesrat Martin Zauner im Interview

Landesrat Martin Zauner teilt Einblicke in seine Erfahrungen aus dem Bereich Energiegemeinschaften und seinem langjährigen Engagement bei der Salzburg AG. Außerdem spricht er über die Rolle des gemeinnützigen Wohnbaus und die Bedeutung von Barrierefreiheit in zukünftigen Bauprojekten.

1. Sie haben im Zweig „Europäische Energiegemeinschaft“ an der FH Kufstein absolviert und waren auch beruflich 16 Jahre lang bei der Salzburg AG. Nehmen Sie daraus Anregungen für neue Zugänge für den Wohnbau in Salzburg mit?

Neben dem FH-Studium habe ich in der Salzburg AG auch die Grundausbildung als Energieberater absolviert, dieses Wissen ist durchaus hilfreich zum Thema Energieausweise, die ja wiederum in der Wohnbauförderung eine zentrale Rolle einnehmen. Und grundsätzlich habe ich in meiner beruflichen Karriere gelernt, offen für neue Themen und alternative Lösungsansätze zu sein.

 

2. Was sind für Sie in dieser Legislaturperiode die großen Herausforderungen rund ums Thema Wohnen?

Die Gegenwart ist durch eine sich eintrübende wirtschaftlichen Lage und eine hohe Teuerung geprägt. Die bisher vernachlässigten Ressorts Wohnbau und Raumordnung beinhalten einige der vielen möglichen Hebel zur Linderung aktueller Probleme.

Die Salzburger Landesregierung hat sich im „Regierungsübereinkommen 2023 – 2028: Salzburg - Gemeinsam und sicher in eine stabile Zukunft“ dazu bekannt, leistbares Wohnen zu fördern und auszubauen. Es soll insbesondere eine verstärkte Förderung von Nachverdichtungen, die Forcierung des Einsatzes recycelbarer Baustoffe sowie Unterstützung und Begleitung bei der Renovierung von bestehenden Wohnbauten geben.

Außerdem soll die Wohnbauförderung (Neu) bis 01.01.2025 auf neue Beine gestellt werden und pünktlich in Kraft treten. Wir konzentrieren uns darauf, das komplexe Wohnbauförderungsgesetz in einem moderierten Prozess und unter Einbindung wichtiger Stakeholder auch strukturell auf neue die Beine zu stellen, um das nur mehr schwer verständliche und überfrachtete Gesetz so bald wie möglich durch ein verschlanktes, praktisches und modernes Wohnbauförderungsgesetz zu ersetzen.

Leistbares Wohnen stellt, wie bereits angesprochen, angesichts der aktuellen ökonomischen Gesamtlage in Österreich und Europa eines der schwierigsten und anspruchsvollsten Unterfangen der kommenden Jahre dar. Meine und die Aufgabe der Regierung ist es, gemeinsam mit allen Stakeholdern Lösungen zu finden, um Wohnen in Salzburg wieder leistbar zu machen und die große Herausforderung des gesamteuropäischen Trends der steigenden Preisspirale zu stoppen.

 

3. Sehen Sie in Salzburg spezielle Herausforderungen beim Wohnbau gegenüber den anderen Bundesländern?

Das Land und besonders die Stadt Salzburg stehen natürlich aufgrund ihrer geografischen Beschaffenheit vor speziellen Herausforderungen. Bauland ist rar und teuer, außerdem befeuert der hohe Zuzug von Menschen die Nachfrage am Markt und somit auch weiter die Kosten. Hier wird es in Bezug auf manche Punkte zu einem Umdenken in der Salzburger Baubranche kommen müssen.

 

4. Welche Bedeutung messen Sie allgemein dem gemeinnützigen Wohnbau für das wichtige Thema „leistbaren Wohnraum“ zu?

Die gemeinnützigen Wohnbauträger sind sowie die gewerblichen Bauträger, Sozialpartner, der Gemeindebund, Ziviltechnikerverband, Banken und viele weitere externe Experten ein wesentlicher Teil des Prozesses der Neugestaltung des neuen Wohnbauförderungsgesetztes.

In diesem Prozess Verantwortung zu übernehmen, als Vorbild voran zu gehen, neue Perspektiven zuzulassen und auch einmal unpopuläre bzw. innovative Schritte im Wohnbau zu setzen, um das gewünschte Ziel zu erreichen, ist eine essenzielle Aufgabe der gemeinnützigen Wohnbauträger.

 

5. Neben dem Wohnbau sind Sie auch für die Bereiche Sport und Grundverkehr verantwortlich. Sehen Sie in diesen Ressorts auch Überschneidungen?

Mehr Überschneidungen gibt es sicherlich beim Raumordnungsressort, das auch in meiner Verantwortung liegt. Hier ist vor allem das Verfügbar machen von geeigneten Bauland für den Wohnbau das zentrale Thema. Wohnbau und Raumordnung wird nunmehr stärker gemeinsam betrachtet werden.

 

6. Gibt es spezielle Maßnahmen, die Sie für mehr leistbares Wohnen planen?

Eine wesentliche Maßnahme ist die Verschlankung des Wohnbauförderungsgesetzes bzw. der Wohnbauförderungsverordnung. Grob gesprochen ist es das Ziel, sich an gesetzlichen Baustandards zu orientieren und gewisse bauliche Absurditäten aus dem WFG zu bekommen. Dies wird im Ergebnis das WFG für den Bürger verständlicher, für die Beamten administrierbarer und für das Land "günstiger" machen.

Auch in Hinblick auf Barrierefreiheit haben wir noch einiges vor uns, hier sehe ich ebenso einiges an Einsparungspotential, um das Wohnen wieder einfacher und realitätsnäher zu gestalten. Außerdem sehe ich eine Sanierungsoffensive als notwendige Maßnahme, hier schlummert großes Potential.

Bezüglich Bauland wird der Land-Invest eine zentralere Rolle zukommen als bisher, hier brauchen wir eine ordentliche Kapitalisierung, damit die Land-Invest auch als „Bodenbank“ ernst genommen wird und auftreten kann, um im großem Stil Grundstücke sichern zu können. Die Land-Invest wird nämlich in Zukunft für die Gemeinden Grundstücke sichern und dann zur Verfügung stellen.